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Nachgefragt bei Lena Breuling

Vor den Leistungen und Ressourcen der Kinder und Jugendlichen habe ich den meisten Respekt“

Lena Breuling arbeitet in unserem Mobilen Dienst in Tübingen. Mit den Angeboten der Mobilen Dienste unterstützen wir aktuell etwa 90 Familien. Im Schwerpunkt handelt es sich um aufsuchende Hilfen, die in jeder Familie anders gestaltet werden. Keine Hilfe gleicht der anderen. Die Themen in den Familien sind sehr verschieden: Überforderung im Alltag und in Erziehungsfragen, existentielle Sorgen und Nöte der Eltern, psychische Belastungen, Konflikte und Krisen in der Familie, soziale Isolation oder materielle Engpässe, wenig oder fehlende stabile Rahmenbedingungen für die Kinder und deren Entwicklungsmöglichkeiten. Immer aber ist es das gemeinsame Ziel, dass die Familien und Eltern begleitet und gestärkt werden, um die kleinen und großen Herausforderungen im Alltag und die Erziehung ihrer Kinder wieder alleine zu meistern.

Lena, wie bist du zum Mobilen Dienst gekommen?

Eher zufällig - ursprünglich hatte ich mich Ende 2021 auf eine andere Stelle bei kit jugendhilfe beworben. Als mir dann eine Stelle im Mobilen Dienst angeboten wurde und ich mein Vorstellungsgespräch mit dem Team hatte, fühlte ich mich dort gleich richtig wohl.

Wie war dein Einstieg?

Ich war zu Beginn sehr herausgefordert. Das war ein ziemlich steiler Start hinsichtlich der Aufgaben und Anfragen. Bei einem meiner ersten Fälle haben wir ein ganz verrücktes Netzwerk für einen Jugendlichen gespannt, der schon aus verschiedenen Hilfesystemen herausgeflogen war.

Was hat dir in dieser turbulenten Zeit geholfen?

Das war auf jeden Fall mein Team. Ich bin ganz arg angetan von unserem Team. Ich finde uns fachlich extrem fit und sehr professionell. Besonders schätze ich unsere teamübergreifenden Fallbesprechungen - da haben wir immer richtig viele Perspektiven. Bei uns werden die Fälle in den Fallbesprechungen und in der externen Supervision gut angeschaut, wobei es leider oft an genug Zeit zum Austausch mangelt. Von außen könnte man meinen, dass das ganz schön viel „Besprechen“ ist - aber die meiste Zeit sind wir ja als Fachkraft alleine in den Familien. Da ist dieses Netzwerk und das Team im Hintergrund extrem hilfreich und notwendig für gute Arbeit. Mit dem Wechsel der Bereichsleitung hat sich da auch nochmal einiges getan. Neue Teamstruktur und Methoden, andere Vernetzung und ganz viel fachliches Know-how ist mit Ralf Perse in unsere Teams gekommen.

Die Arbeit im Mobilen Dienst ist …

…. sehr turbulent und zeitweise echt anstrengend. Aber natürlich auch schön. Es gibt einfach nichts, was es nicht gibt. Ich könnte ein Buch über meine Erlebnisse schreiben - und ich bin noch nicht mal ein Jahr dabei! Von abenteuerlichen Familiendynamiken, lustigen Schwimmbad-Besuchen, Schimmel-Entfernungs-Aktionen über notfallmäßige Krisenbewältigungen, herausfordernde Gespräche beim Jugendamt, Verhandlungen mit Behörden und Schulen sowie einem Umzug, einer geplatzten Fruchtblase und einer Geburt war so ziemlich alles dabei. Die Vielfalt der Themen, mit denen wir uns befassen, ist echt unglaublich!

Was beeindruckt oder freut dich an deiner Arbeit mit den Menschen?

Vor den Leistungen und Ressourcen der Kinder und Jugendlichen habe ich den meisten Respekt. Mich beeindruckt, wie sie in ihren Familiensystemen leben und welche Stärken sie trotz teilweise belastender Umstände hervorbringen. Mich fasziniert auch, in welchen Dynamiken Familien zusammenleben; was sie alles bewältigen und wie sie sich in ihrem System organisieren. Mein Ziel ist grundsätzlich immer, dass ich nicht mehr „gebraucht“ werde.

Und, funktioniert das?

Ja, das gelingt immer mal wieder. Mal mehr und mal weniger und oft in eher kleinen Schritten inklusive Rückschritten. Wir können jedenfalls Impulse in verschiedenen Settings setzen, die immer wieder dazu führen, dass Veränderung stattfinden kann und positive Effekte erzielt werden.

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